von Firmian Fürnsinn
Am 3. Oktober präsentierte die Regierung ihre Pläne für die sogenannte „ökosoziale Steuerreform“. Was ändert sich für uns SchülerInnen?
Die lang erwartete Steuerreform der türkis-grünen Regierung soll, grob zusammengefasst, umweltfreundliches Verhalten fördern und Unternehmen sowie Privatpersonen entlasten. Die folgenden Änderungen sollen dabei ab dem 1. Jänner 2022 stufenweise in Kraft treten:
- Der Ausstoß von CO2 soll bepreist werden.
- Senkung der Lohn- sowie Einkommens- und die Körperschaftsteuer
- Die Krankenversicherungsbeiträge werden reduziert.
- Ein Investitionsfreibetrag wird eingeführt.
- Erhöhung des Familien Bonus (FABO)
- Der Grundfreibetrag des Gewinnfreibetrags wird erhöht.
Auswirkungen auf uns SchülerInnen
Die Auswirkungen auf uns als Schüler und Schülerinnen einer Handelsakademie werden hinsichtlich des UNCO-Unterrichts vor allem in der Personalverrechnung spürbar sein, da hier einige Werte in der Steuertabelle verändert werden. Die zweite und dritte Lohnsteuertarifstufe wird jeweils von 35% auf 30% und von 42% auf 40% gesenkt, der maximale FABO+ wird um 500€ von 1500€ auf 2000€ erhöht. Weiters soll die Körperschaftssteuer für Unternehmen von 25 auf 23 Prozent reduziert werden.
Bei Praktika oder Nebenjobs (selbst bei einem Gehalt von beispielsweise 1.500€ brutto) ändert sich (sollte man nicht exorbitant viel verdienen) nichts, da kleinere Gehälter von den Verschiebungen der Lohnsteuertarifstufen nicht betroffen sind.
Regionale Unterschiede
Für Aufsehen sorgte auch der neu eingeführte regionale Klimabonus. Dieser beträgt je nach Hauptwohnsitz entweder 100, 133, 167 oder 200€. Diese Staffelung erfolgt nachdem wie gut oder schlecht die Verkehrsanbindung in der jeweiligen Region ist. Dabei wird besondere Rücksicht auf Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung wie eine körperliche Behinderung genommen, diese erhalten unabhängig vom Wohnort 200€. Etwas Paradox wirkt dabei, dass so Regionen mit einem guten öffentlichen Verkehrsnetz eher bestraft werden als Regionen mit einem schlechten Verkehrsnetz.
Kritiker…
…wie die Umweltschutzorganisationen Fridays for Future, WWF, VCÖ und Global 2000 aber auch die Oppositionspartei NEOS werfen der Regierung vor, zu spät aber vor allem nicht umfassend genug zu handeln. Sie fordern einen deutlich höheren CO2 Preis von mindestens 50 Euro pro Tonne C02 statt den von der Regierung vorgesehenen 35€ (Anm.: diese sollen jedoch jährlich bis 2025 um 10€ p. Tonne angehoben werden). “Jede ausgestoßene Tonne CO2 verursacht große Schäden, die bisher auf keiner Rechnung auftauchen.“, so Volker Hollenstein, der politische Leiter von Global 2000. Lediglich 35€ pro Tonne hätten „kaum Auswirkungen auf die Emissionen“ und seien ein „fatales Signal“, so NEOS Klimasprecher Michael Bernhard. Weitere Kritik kommt auch von Seiten der SPÖ, welche bemängelt, dass vor allem Pflegerinnen und Pfleger außen vorgelassen werden während für große Konzerne etwa 1,5 Milliarden Euro im Budget vorgesehen sind. Auch für die fehlende Abschaffung des Dieselprivilegs gibt es von Seiten vieler Experten nur wenig Verständnis, so habe sich die ÖVP in den Verhandlungen „trotz unbestreitbarer Fakten“ keinen Millimeter bewegt, so der grüne Verkehrssprecher im Nationalrat, Hermann Weratschnig.