Unsere Schülervertreter:innen 2021/22 im Interview

Titelbild: (c) Katharina Kolar

Interview geführt von Julia Focsa und Maximilian Stadlmann

Knapp einen Monat ist es mittlerweile her, dass die Schülerinnen und Schüler der VBS Akademiestraße ihre Vertretung im Schulgemeinschaftsausschuss, kurz SGA, gewählt haben. Das Akademie Street Journal hat Schulsprecher Konstantin Seiler (4DK), 1. Stellvertreterin Jasmin Singh (4CK) sowie 2. Stellvertreter Michael Petzl (4AK) eingeladen und ihnen einige Fragen zu ihrer Arbeit im SGA gestellt. Unter anderem wurde über das Schicksal des diesjährigen VBS-Schulballs und auch über persönliche Änderungswünsche zum Schulalltag, die über das Mögliche hinaus gehen, gesprochen. 

Akademie Street Journal: Zunächst danke für euer Kommen. Es ist nicht selbstverständlich, dass man freiwillig länger in der Schule bleibt als nötig. Zum Einstieg eine Frage an alle: Ihr habt eure erste SGA-Sitzung bereits hinter euch. Wie läuft so eine Sitzung eigentlich ab und wer sitzt außer euch noch im SGA? 

Jasmin Singh: Bis jetzt hatten wir nur eine Sitzung, die eher eine Vorstellungsrunde war, bei der die Vertreter der Lehrer, die Vertreter der Eltern, die Frau Direktorin und wir drei dabei waren. Wir haben nur sehr grob über konkrete Pläne gesprochen. 

Michael Petzl: Also wie ich das verstanden habe, ist die erste ordnungsgemäße Sitzung im Jänner, die zweite scheint im Juni zu sein und die letzte dann im September des Folgejahres. Wir werden aber schauen, dass wir noch selbstständig eine einberufen. 

Akademie Street Journal: Dürft ihr uns sagen, wer die Vertreter der Lehrer an unserer Schule sind? 

Jasmin Singh: Ja. Der Herr Magister Klima, die Frau Magister Schmidt und die Frau Magister Stefanitsch. 

Akademie Street Journal: Als nächstes eine Frage an Konstantin: In deiner Rede hast du die Kooperation mit einigen namenhaften Unternehmen angesprochen, nämlich NÖM, Der Mann, FITINN, McFit und John Harris Fitness. Wie sehen die nächsten Schritte aus, um diese Kooperationen umzusetzen und wie bist du überhaupt zu diesen gekommen? 

Konstantin Seiler: Ich gehe sie einmal nacheinander durch. Mein Stiefvater ist Generaldirektor bei der NÖM, deshalb hat sich das sozusagen von selbst eingefädelt. Der nächste Schritt ist, dass wir die Frau Direktor fragen, ob wir für die Zusammenarbeit einen SGA-Beschluss brauchen, weil es das Image der Schule betrifft. Würden wir das beispielsweise mit Nestlé machen, käme das eher semi-gut an, wegen unseres Umweltzeichens. Bei Der Mann ist es ähnlich abgelaufen. Da hat mein Stiefvater quasi den CEO von gegenüber gefragt: „Hey, mein Stiefsohn braucht 900 Brote. Geht das?“ „Joa“. Fertig. McFit, FITINN und John Harris schauen derzeit sehr sehr schlecht aus, weil ich, als ich an die herangetreten bin, die Erwartung hatte, dass die Impfquote an der ganzen Schule bei weit über 80% liegt. Wie sich herausgestellt hat, ist diese wesentlich geringer. FITINN und McFit haben schon gesagt, das können sie nicht machen, weil es sich a) für sie nicht lohnen würde, wenn sie erstmal 50% der Schüler von vorhinein wegschneiden müssten, weil die nicht reindürfen und b) ist das nicht allzu gut fürs Image. John Harris ist theoretisch weiterhin offen, aber auch nur deshalb, weil meine Stiefmutter die Chefin der Filialen Schillerplatz und DC Tower ist. 

Akademie Street Journal: Jasmin, kommen wir zu dir. Eine Sache, die du in deiner Rede angesprochen hast, war, dass es dir ein Anliegen ist, dass auf den Herren-WCs Warmwasser fließt. Nun wurde das ja bereits von vielen vergangen Schulsprecherinnen und Schulsprechern gefordert. Was sind deine konkreten Maßnahmen, damit das endlich umgesetzt wird? 

Jasmin Singh: Neben den Jungs haben auch die Professoren kein Warmwasser auf den WCs. Ich habe mit drei anderen VBS-Standorten gesprochen und erfahren, dass es dort durchaus Warmwasser gibt. Ich habe mir das deshalb mal bei den Mädchen angeschaut. Das sind keine großen Leitungen, die umgebaut wurden. Das ist einfach ein Wasserboiler, der unterm Waschbecken hängt und für Warmwasser sorgt. Ich habe gestern noch etwas recherchiert. Die kosten nicht so viel und man müsste auch nicht groß umbauen. Man müsste die Boiler einfach am Waschbecken befestigen und dann hätten die Jungs auch Warmwasser. Wenn man das auf drei Stockwerke hochrechnet und ein Wasserboiler ca. 300 Euro kostet, wäre nur noch die Frage, wie sich das finanziell umsetzen lässt. 

Akademie Street Journal: Also das Problem ist, soviel du weißt, die Finanzlage und nicht die technische Schwierigkeit? 

Jasmin Singh: Genau. Ich müsste noch wissen, wer für den Einbau zuständig ist. Soweit ich mich erkundigt habe, ist die Installation relativ einfach, aber ob es irgendwelche Komplikationen gibt, weil das Schulgebäude denkmalgeschützt ist, darüber muss ich mich noch erkundigen. 

Akademie Street Journal: Konstantin, du hast in deiner Rede erwähnt, dass es dir ein Anliegen ist, ein offenes Ohr für Schülerinnen und Schüler zu haben und eventuell auch Sitzung mithilfe von Microsoft Teams abzuhalten. Michael, du hast die Idee eines Mitschülerparlaments eingebracht, in dem jeder Gebrauch von seiner Stimme machen kann. Findet ihr, gibt es zwischen diesen beiden Ideen Überschneidungen? Lassen sie sich kombinieren? 

Michael Petzl: Ich hätte gesagt, dass das im Kern genau die gleiche Idee ist und zwar mehr Austausch, Kommunikation und Transparenz. Ich hätte aber gesagt, das wird nicht in diesem extremen Ausmaß stattfinden, wie ich mir das ursprünglich vorgestellt habe, weil die Nachfrage nicht so groß ist wie gedacht. Was ich mir vorgestellt habe, war quasi eine eigene Organisation. Sozusagen ein reiner Schüler-SGA, eine gesammelte Gruppe an interessierten Menschen. Aber das kann ich mir mittlerweile nicht mehr wirklich vorstellen. Wir werden in Zukunft aber auf jeden Fall dazu aufrufen, sich selbst mehr einzubringen, weil das zwar gesagt, aber bis jetzt vielleicht auch schon wieder vergessen wurde. Ich weiß nicht genau, wie viele Anfragen wir bisher bekommen haben. 

Konstantin Seiler: Ich habe ungefähr ein Dutzend bekommen. Heute zum Beispiel habe ich von einem Schüler des zweiten Aufbaulehrgangs die Meldung bekommen, dass mehrere aus der Klasse seit wenigen Wochen einen Samstagsjob haben und ihnen ihre Klassenvorständin untersagt hat, den Tag der offenen Türe auszulassen und stattdessen zu arbeiten. Sowas muss, find ich, mit allen Schülern besprochen werden. Nicht nur mit einer Klasse, nicht nur mit einer Schulstufe, sondern mit allen. Da würde sich ein Mitschülerparlament sehr anbieten. 

Michael Petzl: Als konkrete Antwort: Diese beiden Ideen sind nicht nur miteinander vereinbar, das ist im Grunde die gleiche Idee. Wie genau sich diese umsetzen lässt, werden wir in den nächsten Wochen verkünden. 

Jasmin Singh: Es gibt auch viele Schüler, die nicht so genau auf Benachrichtigungen achten. Da wissen wir nicht, ob es besser wäre, eine Email zu versenden, einen Zettel aufzuhängen oder ein Meeting zu vereinbaren. Wir müssen uns noch anschauen, was am besten funktioniert. 

Konstantin Seiler: Ich möchte noch hinzufügen, dass ich darauf beharre, zumindest einmal im Quartal ein Teams-Meeting abzuhalten. Das möchte ich auch demnächst tun. Egal, wenn nur ein Schüler kommt. Auch gut, wenn 15 kommen. Noch besser, wenn 100 kommen. Ich muss mir die Zeit nehmen. 

Akademie Street Journal: Am Mittwoch, den 3. November, fand ein Meeting zwischen Schulsprechern und Stellvertretern aller VBS-Standorte sowie dem Fonds der Wiener Kaufmannschaft statt. Jasmin und Michael, ihr wart dabei. Was waren eure Eindrücke? 

Jasmin Singh: Erstmal wusste ich in den vergangenen Jahren gar nicht, dass es so ein Meeting überhaupt gibt… 

Michael Petzl: Da schließe ich mich an. 

Jasmin Singh: Da sind wir wieder beim Thema fehlende Kommunikation und Transparenz. Es hat mich gefreut, die anderen VBS-Standorte und den Fonds kennenzulernen und auch deren Probleme zu hören. Diese Probleme und weitere Projekte wurden besprochen. Erwähnenswert ist, dass der Schulball dieses Jahr nicht stattfinden wird, sowohl aus finanziellen Gründen und weil das Risiko im Hinblick auf Corona zu groß ist. 

Michael Petzl: Interessant fand ich auch, dass der Beschluss darüber, ob der Schulball stattfindet oder nicht, gefällt ist, bevor der SGA mit dem Thema in Kontakt tritt. Es liegt absolut nicht in unserer Macht, darüber zu entscheiden. Deshalb auch für die Schulsprecher folgender Jahre: Ja, es wäre schön, wenn wir zu dem Thema irgendwas zu sagen hätten, die Entscheidung ist nur leider schon fix, sobald wir informiert werden. Man kann als Schulsprecher nichts dagegen machen. Es wurde die Idee in den Raum geworfen, den Schulball privat und ohne die Hilfe des Fonds zu organisieren. Ein Ball für Schüler der Vienna Business School, der aber nichts mit der Vienna Business School zu tun hat. An diesem dürften nur Geimpfte und Genese teilnehmen, er wird von Schülern organisiert und selbst finanziert. Der Fonds meinte dazu, dass es sich mit jahrelanger Erfahrung und ohne Corona jedes Jahr nur um Haaresbreite ausgeht, ohne Verlust nach Hause zu gehen. Ich persönliche distanziere mich von der Idee. 

Jasmin Singh: Die Zahlen steigen aktuell ja wieder, ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist. Es würde auch nicht gut ankommen, wenn sich die Schüler sozusagen gegen den Fonds stellen. 

Konstantin Seiler: Abgesehen von den steigenden Zahlen kann man damit rechnen, dass, wenn die Hälfte der Schüler wegbricht, die Preise wahrscheinlich verdoppelt werden. In den letzten Jahren haben die Tickets im Vorverkauf glaube ich 20 bis 25 Euro gekostet. Ich werde bestimmt keine 50 Euro für ein Ticket und auch keine 12 Euro für ein Red Bull zahlen. 

Michael Petzl: Abgesehen vom Schulball habe ich persönlich beim Meeting nicht das Gefühl gehabt, dass unsere Probleme sehr lösungsorientiert bearbeitet wurden. Es wurde zwar das meiste niedergeschrieben, es wurde aber nicht gesagt, was in weiterer Folge mit den Notizen gemacht wird und wie das Ganze aufgenommen wird. Wir können nicht genau sagen, was sich im Hintergrund bewegt. Wir wissen nur, dass es zur Kenntnis genommen wurde und während der Konferenz keine konkreten Lösungen für eine Mehrheit der Vorschläge ausgearbeitet wurden. 

Jasmin Singh: Positiv ist, dass wir erfahren haben, dass an dem W-Lan-Problem schon seit längerer Zeit gearbeitet wurde und dass die Stromverteiler an den Tischen an allen VBS-Standorten mit der Zeit erneuert werden sollen. 

Michael Petzl: Ansonsten ist anzumerken, dass uns die Kommunikation nach Außen zum Beispiel dadurch erschwert wird, dass wir das Protokoll des Meetings nicht weiterleiten dürfen. 

Akademie Street Journal: Zum Abschluss eine eher offene Frage: Wenn ihr eine Sache an der Schule verändern könntet, die nicht unbedingt realistisch sein muss, welche wäre das? 

Jasmin Singh: Mein Vorschlag wäre, ein Experiment durchzuführen, bei dem Schüler ohne Schulnoten ein Feedback zu ihren Leistungen bekommen. Mich würde interessieren, ob sich die Leistungen verbessern, wenn die Schüler keinem Stress durch Tests ausgesetzt sind, während sie zum Beispiel nebenbei noch arbeiten. 

Michael Petzl: Ich hätte gerne Unterricht, der komplett unabhängig von einem Lehrplan ist, in dem man nur das lernt von dem man von Spezialisten oder aus Erfahrung weiß, dass es einem im späteren Arbeitsalltag tatsächlich Vorteile bringt. Ich habe zum Beispiel bei vergangenen Praktika nur Excel exzessiv verwendet. Dabei kommt der Umgang damit in der Schule im Vergleich zu anderen Sachen in meinen Augen etwas zu kurz. Bei anderen Themen hingegen bin ich mir ziemlich sicher, dass ich sie später eher spärlich brauchen werde. 

Konstantin Seiler: Wir sind als eine sehr kritische Klasse bekannt. Wir diskutieren sehr viel und sind nicht gut darin, Anweisungen einfach so zu befolgen und hinterfragen sehr viel. Erst heute ist mir bei einer Diskussion mit meinen Klassenkollegen aufgefallen, dass Diskussionen im kleinen Kreis gut funktionieren, mit bis ungefähr fünf Teilnehmern, aber danach funktioniert sie nicht mehr. Diskussionen sind das, was uns als Menschheit weitergebracht hat. Auch, wenn es vielleicht nicht so praxisbezogen wie Excel ist, finde ich es wichtig, einen gewissen Mindeststandard an Allgemeinbildung zu erreichen. Letztes Jahr, nach dem Terroranschlag in Wien, haben wir versucht, das Thema in einer Stunde zu besprechen. Das wurde von der Lehrerin abgebrochen, mit der Begründung, dass wir zwei Muslime in der Klasse haben, obwohl denen niemand einen Vorwurf gemacht hat. Es ist wichtig, zu lernen, auch über polarisierende Themen zu sprechen. Diskussionen kommen in meinen Augen viel zu kurz in der Schule. Das muss sich ändern. 

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