Ethik- und/oder Religionsunterricht – Warum das eine, warum das andere? 

von Nicole Bergstaller

Immer mehr Schülerinnen und Schüler meldeten sich in den vergangenen Jahren vom Religionsunterricht ab. Daher wurde vom Bildungsministerium beschlossen, einen verpflichtenden Ethikunterricht für alle Nicht-Religionsschüler/innen ab der Oberstufe (Sekundarstufe II) einzuführen. Doch wieso sollten wir Schüler/innen eine Extra-Unterrichtsstunde dennoch befürworten? 

Traumlandschaft Silhouette

Was bringt Ethikunterricht? 
Ethikunterricht soll der persönlichen Weiterbildung dienen und ein religions-neutrales Weltbild schaffen, anstatt gezielt eine einzige Religion im Unterricht zu behandeln. Ziel des Ethik-Unterrichts ist nicht, Schülerinnen und Schüler in ihrem Glauben an einen Gott oder eine Religion zu stärken, sondern im Allgemeinen über die verschiedenen Glaubensgemeinschaften zu informieren und sich mit den einzelnen Religionen auseinanderzusetzen. Ethik behandelt das Wohl aller und soll für mehr Verständnis, Gleichbehandlung und Integration sorgen.  
Ebenso soll der Unterricht der persönlichen Weiterbildung dienen, um sich selbst ein Bild davon zu machen, ob und woran man glauben möchte. Die Frage der Ethik ist nicht nur „Was ist passiert?“, sondern viel eher „Warum ist etwas passiert?“. Es soll Schülerinnen und Schüler dazu anregen, Dinge kritisch zu hinterfragen, anstatt etwaige Tatsachen schlicht und einfach hinzunehmen. Tiefgründige Gespräche über „Gott und die Welt“ sollten den Unterricht neben theoretischem Input größtenteils ausmachen.  

Ethik-Unterricht hat außerdem nicht nur mit Glauben oder Nicht-Glauben zu tun, sondern viel mehr damit, sich ein eigenes Weltbild sowie eine eigene Meinung über bestimmte Themen und Bereiche zu schaffen.  

Warum dann eigentlich noch Religionsunterricht? 
Religionsunterricht soll im Allgemeinen der Stärkung im Glauben an eine einzige Religion dienen. Dieses Ziel wird durch einerseits theoretischen Input, andererseits durch Traditionen und Sitten erreicht. Die Frage ist jedoch: Hat Religion überhaupt etwas mit der Schule zu tun? Darüber lässt sich wohl diskutieren. Trotzdem ist es seit etlichen Jahren fest im Schulsystem verankert, wenn auch an höheren Schulen (in Österreich) auf freiwilliger Basis. Ob Religionsunterricht auch in den Unterstufen und Volksschulen freiwillig angeboten werden soll, wäre eine Überlegung wert. Im Prinzip sollte es doch jedem selbst überlassen sein, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und dies ebenso im jungen Alter.  

Angebot von beidem an Schulen 
Religionsunterricht ist nicht für jeden etwas. Daher wäre es nur gerecht, diesen ab dem Volkschulalter oder zumindest der Unterstufe freiwillig anzubieten, damit jeder und jede selbst bestimmen kann, ob er oder sie sich in dieser Richtung weiterentwickeln möchte. 

Doch Ethik ist etwas, mit dem jeder Mensch etwas anfangen kann. Ebenso soll Ethikunterricht dabei helfen, das eigene Weltbild ins Positive zu verändern, ohne dabei in eine religiöse Richtung zu lenken. Es dient der Allgemeinheit und der Verbesserung der Weltanschauung, nicht der Stärkung eines Glaubens. Daher wäre es prinzipiell sinnvoll, diesen ab der Unterstufe eventuell verpflichtend einzuführen, soweit kein Religionsunterricht besucht wird.  

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