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von Elisabeth Korunka
Streiken ist ein Grundrecht der Demokratie! Für Schüler*innen gilt dieses jedoch nicht. Warum eigentlich?
Am 18. Jänner 2022 gingen zahlreiche Schüler*innen des fünften Jahrgangs, unter anderem auch von unserer Schule, auf die Straße um zu „streiken“. Sie finden es unfair, dass die mündliche Matura stattfindet und das, obwohl sie so ein großes Defizit durch die Pandemie haben. Somit haben sich tausende Schüler*innen während der Unterrichtszeit in der Innenstadt Wiens versammelt, wo die Demonstration stattfand.
Ein paar Tage darauf stellten die Schüler*innen fest, dass ihnen diese Fehlstunden nicht entschuldigt werden. Doch warum? Schließlich leben wir in einer Demokratie und ein Grundrecht der Demokratie ist das Streikrecht. Leider ist es aber so, dass diese Schüler*innen nicht gestreikt haben, sondern demonstriert. Und Demonstrieren ist leider kein Grund, um von der Schule fernzubleiben. Die Gründe, die es erlauben von dem Unterricht fernzubleiben, lauten laut §45 des Schulunterrichtsgesetzes (SCHUG) wie folgt:
- bei gerechtfertigter Verhinderung (bspw. Krankheit)
- bei Erlaubnis zum Fernbleiben (Erlaubnis des Klassenvorstands bei wichtigen Gründen)
- bei Befreiung von der Teilnahme an einzelnen Unterrichtgegenständen (bspw. aus gesundheitlichen Gründen)
Streik oder Demonstration?
Die Definition von Streiken lautet: „gewerkschaftlich organisierte Arbeitsniederlegung zur Durchsetzung wirtschaftlicher, sozialer Forderungen, Arbeitskampf“. Hierbei lässt sich herauslesen, dass es sich bei einem Streik um einen „Arbeitskampf“ handelt. Die Definition von Demonstrieren lautet im politischen Sinne: „eine in der Öffentlichkeit stattfindende Versammlung mehrerer Menschen zum Zweck der Meinungsäußerung“. Das bedeutet, die Schüler*innen haben nicht gestreikt, sondern lediglich demonstriert. Beides ist jedoch nach SCHUG kein Entschuldigungsgrund, vom Unterricht fernzubleiben.
Schüler*innen haben sich in der Innenstadt versammelt, um ihre Meinung zu äußern, was glasklar als Demonstration galt, auch wenn es als Streik bezeichnet wurde. Hierbei muss Acht gegeben werden, denn oftmals wird das Wort „streiken“ umgangssprachlich anders verwendet. Dies war hier der Fall.
Schweigen oder Betragensnote?
Von klein auf wird uns eingeprägt, dass wir uns für Politik interessieren sollen und für unsere Rechte kämpfen sollen. Abseits von dieser Demonstration gibt es noch zahlreiche weitere Demonstrationen wie beispielsweise Fridays For Future. An all diesen Demonstrationen ist es für Schüler*innen nahezu unmöglich dran teilzunehmen, da diese oftmals während der Unterrichtszeit stattfinden. Jetzt haben Schüler*innen die Wahl; entweder sie bleiben unentschuldigt vom Unterricht fern – was zur Folge hat, dass sie unentschuldigte Fehlstunden haben, welche die Verhaltensnote beeinflussen, oder sie gehen nicht auf die Demonstration und helfen somit nicht, die Zukunft, in der sie leben müssen, zu verbessern. Da sie keinerlei Möglichkeit haben, außer das Zeugnis darunter leiden zu lassen.