Buchvorstellung: Schnelles Denken, langsames Denken 

Beitragsbild: thalia.at

von Maximilian Stadlmann 

Unsere Gedanken sind unser ständiger Begleiter. Egal, ob wir uns während einer Schularbeit konzentrieren oder ob wir mit anderen über aktuelle politische Ereignisse diskutieren: unsere Fähigkeit, rational zu denken, Argumente zu formen und Ideen auszutauschen ist der Grund, aus dem wir Menschen heute an der Spitze der Nahrungskette stehen. So großartig dieses System auch sein mag, ist es trotzdem anfällig für Fehler. Um unser Denken effizienter zu gestalten und uns damit in jeder erdenklichen Lebenslage zu verbessern, ist es allerdings möglich, sich dieser Fehler bewusst zu machen und diesen aktiv entgegenzuwirken. 

In genau diesem Bereich hat der Psychologe und Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman zusammen mit seinem Freund und Kollegen Amos Tversky intensiv geforscht. Die Ergebnisse fasste Kahneman im Buch Schnelles Denken, langsames Denken (englischer Originaltitel: Thinking, Fast and Slow) zusammen. 

Zwei Systeme 

Wie dem Titel des Buchs zu entnehmen ist, lässt sich unser Denken in zwei Systeme teilen: 

System 1, das schnelle Denken arbeitet automatisch und ohne große Anstrengung. Wenn wir beispielsweise anhand eines Gesichtsausdrucks den emotionalen Zustand eines Menschen erkennen, passiert das sofort und ohne, dass wir darüber nachdenken – wir tun es einfach. 

System 2, das langsame Denken arbeitet nur, wenn es dazu aufgefordert wird und verbraucht deutlich mehr unserer Energie. Es ist beispielsweise dann in Betrieb, wenn wir uns komplexe Texte durchlesen und versuchen, sie zu verstehen. 

Ein Beispiel, um die beiden Systeme besser verständlich zu machen, wäre etwa die Berechnung von 24 mal 96. Unser System 1 kann grob einordnen, dass das Produkt höher als 100, aber niedriger als 100.000 sein wird. Es erkennt auch, dass wir dieses Problem entweder im Kopf oder auf Papier lösen könnten, wenn wir uns die Zeit nehmen würden. Diese Berechnung fällt in das Aufgabengebiet von System 2. Um das Ergebnis zu ermitteln, müssten wir uns deutlich mehr anstrengen, als um ungefähr herauszufinden, zwischen welchen Zahlen das Ergebnis liegen wird. 

Der faule Kontrolleur 

Im Buch findet sich auch die folgende Denkaufgabe. Das Ziel ist es nicht, sie zu lösen, sondern, seiner Intuition zu vertrauen. 
„Ein Schläger und ein Ball kosten 1,10 Dollar. 
Der Schläger kostet einen Dollar mehr als der Ball.
Wie viel kostet der Schläger?“1 

Unser System 1 schlägt uns sofort eine Antwort vor: 10 Cent. Um auf diese Antwort zu kommen ist keine großartige Anstrengung nötig. Bemühen wir unser System 2, werden wir feststellen, dass dieses Ergebnis falsch ist, da die Summe von Schläger und Ball 1,20 Dollar ergeben würde (1,10 Dollar für den Schläger, 10 Cent für den Ball). Die richtige Antwort lautet 5 Cent. 

Dieses Beispiel zeigt, wie verlockend leichte Antworten für uns sind, auch, wenn sie nicht der Wahrheit entsprechen. 

Klare Leseempfehlung 

Schnelles Denken, langsames Denken mag mit seiner komplexen Thematik und einer Seitenanzahl von ungefähr 600 Seiten abschreckend wirken. Nichtsdestotrotz liefert es tiefgehende Einblicke in unser Denken, von denen wir alle profitieren können. Es mag sich um ein Sachbuch handeln, es wird allerdings auch aufgrund der zahlreichen Beispiele, die einen über sich selbst staunen lassen, nie langweilig. 

1Kahneman, Daniel: Schnelles Denken, langsames Denken, 17. Aufl., München, Deutschland: Penguin Verlag, 2012, S. 61 

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