Umschreiben von (veralteten) Kinderbüchern – Die Contra-Seite

Schüler:innen der 3. HAK haben sich damit beschäftigt, ob man veraltete Begriffe und Konzepte in Büchern umschreiben sollte. Hier folgt das Contra.

Jugendliteratur – Nicht mehr „woke“ genug? – Adrian Ernst

Viele Kinder lesen heutzutage als Klassiker geltende Jugendbücher. Vielleicht haben ihre Eltern diese auch schon einmal gelesen und wollen ihre Kinder auch an ihrer Kindheit teilhaben lassen. So wird das bald nicht mehr funktionieren, denn jetzt soll man diese Bücher abändern, umschreiben und somit die Werke der Autoren an „aktuelle Gegebenheiten anpassen“. 

Immer mehr Bücher werden „woke“ umgeschrieben. Literatur wird verfälscht und Geschichten werden anders erzählt. Warum das Ganze? Eine kleine Gruppe Menschen fühlt sich von Wörtern wie „fett“, „hässlich“ oder „Zwerg“ angegriffen und versucht deshalb alles in ihrer Macht Stehende, um diese Wörter zu zensieren, sodass sich ja niemand auf den Schlips getreten fühlt. Damit wird allerdings, in einigen Fällen, wie z.B. bei dem Kinderbuch „Matilda“, die gesamte Geschichte umgeschrieben und somit das Vermächtnis des Autors verschandelt und verfälscht. 

Dass man Wörter, Sätze oder ganze Geschichten aus Roald Dahls Büchern nun, 40 Jahre nach Erstpublikation, einfach herausnimmt, zensiert oder ganz umschreibt, grenzt an Verleumdung. Außerhalb dieser „woken“ „Nur unsere Meinung zählt – Bubble“ haben diese Textstellen wohl kaum jemanden. „Pippi Langstrumpf“ ist ebenfalls so ein Fall. In diesem berühmten schwedischen Kinderbuch war Pippis Vater der „König von Taka-Tuka-Land“. Monarchien und den Absolutismus als Herrschaftsform sehen heute nur noch wenige Leute als legitime Regierungsform an, jedoch lässt es sich nicht leugnen, dass diese Bücherserie darauf aufgebaut ist, dass Pippis Vater nie zuhause war, weil er sich um sein Königreich kümmern musste. Wenn man nun dieses Werk auch „politisch korrekt“ umschreibt, was wird dann aus Pippis Vater? Ein IT-Arbeiter im Außendienst? Anhand dieses Beispiels ist die Idiotie und die schlichte Unnötigkeit der „politische korrekten Korrektur“ ziemlich gut erklärt.  

Diese krampfhafte „politische Korrektheit“ artet aus. Diese Bücher bleiben Literatur. Um Peter Turrini zu zitieren: „Literatur ist Teil des Protokolls der Zeiten“, und wenn es so weiter geht und alle „bösen“ Wörter aus jedem Buch verbannt werden, dann gibt es irgendwann keine Bücher mehr, die uns daran erinnern, was früher alles so gesagt wurde. Hiermit wird Geschichte einfach gelöscht, weil ein paar, von ihren Eltern viel zu sehr verhätschelte, „Theys“ und „Thems“ nicht damit zurechtkommen, dass „fett“ und „hässlich“ Wörter sind. 

Sollte man nun Bücher von Autoren, die nicht ganz so „politisch korrekte“ Begriffe verwenden, boykottieren? Ganz klare Antwort: Nein! Dieser Boykott kommt nämlich den Bücherverboten der Nationalsozialisten in den 1930er Jahren gefährlich nahe. Bücher mit bestimmten Inhalten oder von bestimmten Autoren, die einer Gruppe Menschen, die ihre Ideologie unbedingt durchpreschen wollen, nicht passen, werden einfach verboten bzw. umgeschrieben und die Autoren beleidigt, boykottiert oder bedroht.  

Abschließend kann man sagen, dass Kinderbücher nicht einfach zensiert werden sollten, sondern der Gebrauch von „politisch inkorrekten“ Wörtern aufgearbeitet werden sollte! 

Werbung