Nostalgie als Produkt – Wieso die Fortnite OG-Season so extrem erfolgreich war

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von Emil Amon

Fortnite ist eines der populärsten Videospiele der Welt, dies wird wieder einmal durch das Aufstellen eines neuen Weltrekords bewiesen. Knapp 100 Mio. Spieler waren am 1. Dezember aktiv am Zocken, oder haben es zumindest versucht, denn die Server waren dermaßen überlastet, dass es teilweise Wartezeiten von bis zu 3 Stunden gab, um endlich spielen zu können. Warum aber ist ein Videospiel derartig explodiert? Wie spielt das Gefühl von Nostalgie hier eine Rolle? Und wie wirkt sich so ein Ereignis finanziell aus?

Fortnite ist eigentlich schon 2017 erschienen und hat damals schon den ein oder anderen Weltrekord gebrochen. Allerding gab es noch nie einen Rekord dieser Größenordnung, selbst für bekanntere Spiele wie Call of Duty oder andere Franchise wie World of Worldcraft ist diese Zahl an aktiven Spielern eine absolute Ausnahme. Aber wie hat Epic-Games, der Mutterkonzern Fortnites, es erfolgreich geschafft, so viele Spieler gleichzeitig zu rekrutieren, um ihr Game zu spielen? Haben sie vielleicht ein bahnbrechendes neues Feature implementiert? Nein, tatsächlich ist das komplette Gegenteil der Fall. Sie haben das Spiel ganz einfach wieder simplifiziert.

Eines der großen Probleme Fortnites, welches das Videospiel an erster Stelle so erfolgreich gemacht hat, ist die wöchentliche Veröffentlichung von Updates, durch welche das Spiel sich in einem konstanten Wandel befand und nie gleich war. Anfangs genossen die meisten Gamer das, auch weil sie sich als Community gehört gefühlt haben, nachdem Epic Games aktiv nach dem Feedback der Spieler die Welt von Fortnite angepasst hat und zeitgleich genug neue und überraschende Elemente einbaute. Durch diese neuen Elemente wurden auch wieder Teile des Spiels entfernt, um neue zu implementieren. Jedoch machte Epic Games einen entscheidenden Fehler, welcher den Untergang des Games eingeläutet hat. Die Einführung der „Mechs“ besiegelt endgültig das Schicksaal des Spiels. Mechs waren eine Art Roboter, welche Spieler benutzen konnten, um Gegner zu terrorisieren, diese Mechs waren allerdings das absolut Frustrierendste, dem man in Fortnite begegnen konnte. Das Hauptproblem mit den Mechs war einfach, dass sie vorrangig viel zu stark/overpowered (OP) waren, dies wurde noch durch einzelne Spielfehler (Bugs) verstärkt, denn in manche Fällen wurden die Mechs durch einen Spielfehler unsichtbar, wodurch sie endgültig unbesiegbar waren. Das und die kontinuierlich schlechten Updates führten zu einem Abbau der Spielerzahlen, somit verlor das Vorzeigeprojekt von Epic Games immens an Popularität. Aber spulen wir mal vor.

Fortnite kündigt im November 2023 die „OG-Season“ an und das komplette Internet eskaliert daraufhin, jeder war absolut fassungslos. Jeder hatte sich genau so etwas seit Jahren gewünscht, aber es nie für möglich gehalten, dass Epic-Games es wirklich durchziehen würde. Alle Spieler, welche sich früher jeden Tag in dieses Spiel einloggten, waren überglücklich, noch einmal eines der nostalgischsten Spiele ihrer Zeit zu zocken. Der Erfolg der OG-Season hat Epic-Games allein dem Gefühl der Nostalgie zu verdanken. Weg von den ständigen Neuerungen und hin zurück zur guten alten Zeit, in welcher alles simpler war. Ihr Produkt war im Grunde nichts anderes als Nostalgie, denn sie haben keinerlei neue Features eingefügt, sondern lediglich das Spiel wieder an die erfolgreichste Periode des Spiels angeglichen. Aktuell gibt es keine genauen Zahlen, wie viel Epic Games während des Jahres 2023 verdient hat, allerdings ist davon auszugehen, dass diese Zahl im Milliardenbereich liegt. Diese Milliarden steckt sich Epic Games zum Glück der Fans nicht gänzlich in die eigene Tasche. Fortnite gibt nämlich auch seinen Fans eine Möglichkeit, als Spieler bzw. Creator Geld zu verdienen. Man kann einerseits versuchen, sein Können zu beweisen und an den immer wiederkehrenden Turnieren teilzunehmen, andererseits gibt es auch eine lukrativere Methode, welche nur etwas Kreativität erfordert und es einem mit etwas Glück ermöglicht ein paar Hundert Euro bis zu mehreren Millionen mit dem Erstellen von Spieler-Maps bzw. Minigames zu verdienen. Epic Games bezahlt Creators (Ersteller dieser Minigames) anhand der aktiven Spielerzahl. Ein erfolgreicher Spielmodus kann beispielsweise bei einer aktiven Spielerzahl von 1.000 Spieler schon einen reinen Gewinn von 10.000 Euro aufwärts im Monat abwerfen. 

(https://create.fortnite.com/news/fortnite-engagement-payout-update?team=personal)

Diese Grafik, veröffentlich von Epic Games, zeigt, wie viel die Creator innerhalb eines Jahres verdient haben. Man sieht also, es lohnt sich, etwas Arbeit in eine solche Map zu stecken, um nebenbei eine Kleinigkeit zu verdienen. Mithilfe dieser Maps will Fortnite auch eher weg vom Battle Royale Videospiel-Genre und eher hin zu einem Made-by-Player Videospiel, ähnlich wie Roblox, einem weiteren sehr erfolgreichen Videospiel. Dadurch versucht Fortnite eine Art Hub aufzubauen, um nicht mehr nur von einer Spielergruppe abhängig zu sein, dies wollen sie mithilfe einer Diversifizierung ihres Kundestamms erreichen, indem sie eben diese verschiedenen Maps fördern.